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Wie schief bin ich eigentlich und ist das schlimm?

Josch Jensen

Muskuloskelettale Beschwerden in diversen Erscheinungsformen gehören zur täglichen Arbeit von Mediziner*innen, Therapeut*innen und Trainer*innen. Regelmäßig gilt ein besonderes Augenmerk bei der Ursachenforschung der Beckenregion. Ein schiefes oder verwrungenes Becken, ein blockiertes oder hypermobiles Iliosakralgelenk, oder aber auch die Haltung bzw. die Kippung des Beckens, nach vorne oder hinten, in Zusammenhang mit der Umschreibung eines pelvic tilt oder lower crossed syndrome werden häufig als Narrative verwendet, um beispielsweise Schmerzzustände zu erklären.

Setchell et al. haben 2017 durch eine qualitative Umfrage gezeigt, dass Personen, die unter persistierenden Rückenschmerzen leiden, primär biomedizinische, sprich strukturelle und posturale, Überzeugungen als Erklärung für ihre Symptomatik nutzen. Interessant daran ist, dass 89% der Befragten angaben, dieses Verständnis aus den Erklärungen ihres Gesundheitsdienstleisters erhalten zu haben [1]. Diese Überzeugungen stellen die weitverbreitete Grundannahme dar, dass strukturelle Asymmetrien, lokal oder generalisiert, früher oder später zu schmerzhaften Zuständen am Bewegungsapparat führen, da diese Asymmetrien unnatürlichen Stress auf die Strukturen des Körpers ausüben. Infolgedessen hat sich über Jahrzehnte ein posturales, strukturelles und biomechanisches Model (PSB) etabliert, welches die klinischen Begründungen von Untersuchungen und Therapiestrategien vieler Gesundheitsdienstleister*innen bei der Suche nach Schmerzursachen und deren Behandlung dominiert [2].

Die Untersuchungen, basierend auf diesem Model, sind geprägt von funktionellen und manuellen bzw. palpatorischen Überprüfungen oder Beobachtungen der Statik und Haltung sowie des Bewegungsverhaltens, um potenzielle Fehler der Körpersymmetrie oder Bewegungsqualität zu identifizieren.
Die Bewertungen dieser Überprüfungen reichen von lokalen strukturellen Begründungen für Schmerzen bis hin zu Kausalketten, bei denen geschlussfolgert wird, dass beispielsweise eine Differenz der Beinlänge oder ein zu gering ausgeprägtes Fußgewölbe verantwortlich für Kiefer- oder Halswirbelsäulenproblematiken sei.

Im Folgenden wollen wir uns, mit dem Fokus auf die Beckenregion, diesen Narrativen und Denkweisen widmen, und ergründen, ob das zugrundeliegende posturale, strukturelle und biomechanische (PSB) Konzept bei einer Überprüfung der wissenschaftlichen Literatur Bestand hat.

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