Zum Inhalt springen

Bewegung als Therapie bei Depression

Dominik Neuberth
Wissenschaftliche Referenz: M. Noetel, T. Sanders, D. Gallardo-Gómez, et al., “Effect of exercise for depression: systematic review and network meta-analysis of randomised controlled trials,” BMJ, vol. 384, p. e075847, 2024. doi: 10.1136/bmj-2023-075847.

„Mens sana in corpore sano“ – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.
Schon die Römer erkannten, dass körperliches und seelisches Wohlbefinden untrennbar miteinander verbunden sind. Mehr als zwei Jahrtausende später bestätigt die Wissenschaft diese Einsicht mit wachsender Deutlichkeit: Bewegung ist weit mehr als Freizeitgestaltung oder Prävention – sie kann zu einem wirksamen therapeutischen Instrument werden.
Gerade im Kontext der Depression eröffnet sich hier ein faszinierendes, zugleich aber auch paradoxes Spannungsfeld. Einerseits gehören depressive Störungen zu den weltweit häufigsten und belastendsten Erkrankungen, die Millionen von Menschen in ihrem Alltag massiv einschränken [2]. Andererseits steht mit körperlicher Aktivität eine Intervention bereit, die wirksam, kostengünstig und nahezu frei von Nebenwirkungen ist – und dennoch bislang nur am Rand klinischer Leitlinien und Versorgungspraxis berücksichtigt wird.
Diese Diskrepanz zwischen Potenzial und praktischer Umsetzung weckt berechtigtes Interesse: Kann Bewegung tatsächlich das „vergessene Medikament“ gegen Depression sein? In den letzten Jahren hat sich das Motto „Exercise is Medicine“ etabliert – ein Schlagwort, das zunehmend auch durch solide Evidenz gestützt wird. Ob ein schneller Spaziergang im Park, Yoga in der Gruppe oder strukturiertes Krafttraining: Immer mehr Studien zeigen, dass Bewegung depressive Symptome lindern kann.
Das vorliegende Review greift diese Dynamik auf. Ausgangspunkt ist eine aktuelle BMJ-Studie von Noetel et al. (2024) [3][4], deren Ergebnisse in einen größeren wissenschaftlichen Kontext eingeordnet werden. Ziel ist es, den aktuellen Stand der Evidenz zu beleuchten, Chancen und Grenzen der Bewegungstherapie bei Depressionen herauszuarbeiten und ihre Rolle im Spektrum der etablierten Behandlungsoptionen kritisch zu diskutieren.

Jetzt Mitglied der DK Academy werden und diesen Artikel weiterlesen

Bereits Mitglied? Jetzt einloggen