Hilft Nervenmobilisation wirklich bei ausstrahlenden Rückenschmerzen?

Rückenschmerzen sind das zweithäufigste Schmerzsyndrom nach Kopfschmerzen. 50-80% aller Erwachsenen leiden im Leben unter mindestens einer oder mehreren Rückenschmerz-Episoden [2]. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 87% verursachen Rückenschmerzen in Deutschland 15-30% der Arbeitsunfähigkeitstage und 18% aller Frühberentungen. Erstaunlicherweise sind ca. 90% der betroffenen Patient*innen nach sechs Wochen wieder arbeitsfähig. Eine Schmerzfreiheit wird hingegen nur bei 40-60% erreicht. Auch die Rückfallquote ist nach der ersten Schmerzepisode mit 44-78% hoch. Derzeit kann in der Literatur keine konkrete Empfehlung für eine konservative im Vergleich zu einer operativen Therapie bei einer lumbalen Radikulopathie ausgesprochen werden, da sowohl die Zahl der Nachoperationen als auch die anschließenden Einschränkungen und Schmerzreduktion in beiden Gruppen gleich war [3] . In einer Studienarbeit von Atlas et al. wurden 507 Proband*innen mit radikulären Symptomen nach einem Bandscheibenvorfall eingeschlossen. Dabei wurden 217 operativ und 183 Personen konservativ behandelt. Nach zehn Jahren hatten sowohl 25% der operierten als auch der konservativ versorgten Patient*innen mindestens eine weitere Operation an der Lendenwirbelsäule gehabt. 69% der operativ behandelten Personen und 61% der konservativ behandelten Personen berichteten über eine Besserung der Schmerzsymptome. Für die operative Therapie spricht, dass ein größerer Anteil der operativ versorgten Proband*innen (56%) deutlich weniger Schmerzen hatten oder sogar eine Schmerzfreiheit erreicht hatten im Vergleich zu konservativ versorgten Proband*innen (40%) [4].
Positive Effekte durch Nervenmobilisation konnten bereits bei chronischen Nacken-Arm-Schmerzen herausgefunden werden [5]. Ob die gleichen Interventionen auch bei unteren Rückenschmerzen mit ausstrahlenden Schmerzen wirksam sind, wird in dem folgenden vorgestellten Review genauer erläutert.